Cookie Consent by Privacy Policies website China-Reise 2008: Tag 29, Hefei – Botanischer Garten Jiangying Purucker-Zhang - Chinesisch-Lehrerin in München - Niwota.de / Über mich

Tag 29, Hefei – Botanischer Garten

Früh morgens besuchen wir den Jademarkt in Hefei: Wenn man nicht weiss wo er ist, würde man ihn nicht finden. In einem unscheinbaren mehrstöckigen Gebäude, das den Anschein erweckt ein gewöhnlicher Wohnblock zu sein, hat im Atrium und auf den Fluren ein kurioser Flohmarkt sein Zuhause gefunden. Neben Jade und Jade-Imitaten preisen die Händler hier dicht aneinandergereiht und auf dem Fussboden sitzend alles antike, oder einfach nur alte, an. Dass man feilscht wird erwartet, und selbst als Ausländer und wenn man kein Wort veresteht, wird man zugetextet und mit Gesten und Blicken zum Kaufen animiert.
Wir drängen uns durch die schmalen Flure, vorbei an alten Männern, die fachkundig über die Qualität der angebotenen Waren streiten. Vorbei an Frauen, die hinter ihrem – auf Decken ausgebreiteten – Jade und Porzelan sitzen und dabei Aussehen, als sei es ihr einziges Hab und Gut, welches sie hier Woche für Woche ausstellen.
Porzelan zu kaufen erscheint uns in Anbetracht der bevorstehenden Flüge ein wenig zu gewagt, also beschränken wir uns darauf nach Jade Ausschau zu halten. Auch die schweren Holztüren, die man hier erstehen kann, lassen wir aus Gewichtsgründen aussen vor. Leider gelingt es uns nicht den Preis einer Figur eines sitzenden Jade-Buddhas in erträgliche Regionen zu drücken. Bei seinem Anblick nämlich hatte ich sofort an meinen Cousin gedacht, von dem es ein Foto im Kindesalter gibt auf dem er wie ein eben solcher aussieht. Stattdessen kann ich aber meine Jade-Göttin gegen eine grössere austauschen – an die alte hatte ich mich doch schneller gewöhnt als gedacht – und sie war zu klein geworden.
Den Rest des Geldes investiere ich im gegenüberliegenden DVD Shop. Denn glücklicherweise gibt es hier eine geringe Auswahl an DVDs mit englischen Untertiteln. In den grossen Buchläden, dem Ort an dem Chinesen ihre DVDs kaufen (wenn nicht auf dem Schwarzmarkt) ist es nämlich nahezu unmöglich Scheiben mit Untertiteln zu bekommen. Naja, ich setze weiterhin alle Hoffnungen auf Hongkong, um mich dort mit den neusten Releases aus Korea und Japan einzudecken.

Am Nachmittag beschliessen wir in den botanischen Garten zu fahren. Die Busfahrt dorthin ist schon ein Erlebnis für sich. Je weiter wir die Stadt hinter uns lassen und je näher wir unserem Ziel kommen, desto schlechter werden die Strassen. Desto karger die Landschaft. Am Ende fahren wir auf einer Schotterpiste inmitten purer Ödnis. Die Vorstellung gerade hier einen botanischen Garten zu errichten erscheint mir paradox. Doch das lokale Verständnis eines botanischen Gartens scheint generell ein anderes zu sein, als das meinige. Inmitten von vertrocknetem Gestrüpp befindet sich ein Gewächshaus, in dem Blumen in Blumentöpfen zu Ornamenten aufgestellt sind. Den Löwenanteil des Platzes jedoch nimmt ein See ein und ein betonierter Vorplatz, der mit dröhnender Popmusik beschallt wird. – Als wäre eine Musikquelle nicht schon genug des Guten, so werden hier gleich drei verschiedene Musikstücke parallel eingespielt. Wir wagen den Selbstversuch und stellen uns an eine strategisch und akkustisch optimale Stelle auf dem Betonplatz. Doch leider ergibt sich aus den Einzelstücken kein viertes wohlklingendes Musikstück. Es entstehen auch leider keine destruktiven Interferenzen sondern eine blosse Kakophonie des Lärms.
Wir charten uns für 20 Minuten ein Elektroboot und schippern über den See, um dort ein wenig Ruhe zu finden, bevor wir die Rückfahrt in die Zivilisation antreten.

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