Cookie Consent by Privacy Policies website China-Reise 2008: Tag 28, Hefei – Vom Schenken und alt werden Jiangying Purucker-Zhang - Chinesisch-Lehrerin in München - Niwota.de / Über mich

Tag 28, Hefei – Vom Schenken und alt werden

Ach ja, das wichtigste vom Vortag hätte ich ja beinahe vergessen: Am Abend haben wir uns noch mit drei von Jinagyings Freundinnen in einem Club getroffen. Die Lokalität heisst Celebrity Jazzclub – und für Jazzclubs bin ich ja sowieso immer zu haben. Doch schon beim Betreten des Clubs beschleicht mich das Gefühl, dass das hier kein wirklicher Jazzclub ist. Das Interieur erinnert eher an “Studio 54″, mit seinen Plüschecken, Discokugeln, Lasereffekten und der Bar in der Mitte des Raums. Aber abgesehen davon, dass die Einrichtung und die Musikrichtung des Ladens nichts, aber auch gar nichts mit seinem Namen zu tun hat, ist es gar nicht mal so übel: Sie spielen laute House-Musik, die zahlreichen asiatischen Schönheiten hinter der Theke sind nur mit knappen Dessous bekleidet – und wir sitzen direkt vor der Bar.
Auf der Bühne selbst tut sich bisher noch nichts, aber das soll sich bald ändern. Vorerst jedoch knabbern meine Begleitungen lustlos an den Erdnüssen und beklagen sich über die viel zu laute Musik. – Man bin ich froh, dass ich die Bar nicht ausgesucht habe. Von der Atmosphäre fühle ich mich doch tatsächlich in einen 80er Jahre HK Action Streifen versetzt: Die Bedienungen fangen an auf dem Tresen zu tanzen. Zum Glück stürmen keine Gangster mit Pistolen in den Club. Stattdessen betrinkt sich der Profi Animateur auf der Bühne mit Bier und schmettert einen chinesischen Karaokehit nach dem anderen. Nach seinem vierten oder fünften Bier beschliessen wir auf weitere Gesangsdarbietungen zu verzichten und brechen nach Hause auf.
Am nächsten Tag erledigen wir ein notwendiges Übel: Nachdem unser Gepäck stetig wächst brauchen wir neue Koffer. Wir erstehen einen Kabinenkoffer, einen Rucksack, eine Sporttasche und eine Tragetasche für zusammen ca 30 Euro. Da sonst an diesem Tag nicht viel passiert ist, habe ich beschlossen zwei weitere Charakteristika Chinas festzuhalten:

Vom Schenken:
Geschenke scheinen überaus wichtig zu sein. Das mag unter Umständen auch mit dem Guanxi zusammenhängen – das ist das, was man in Deutschland als Vitamin B bezeichnet. Und um dieses zu Hegen und zu Pflegen bietet sich das Schenken natürlich an. Aber auch innerhalb der Familie und des Freundeskreises hat das Schenken und Beschenkt werden einen hohen Stellenwert: Das ist ein Grund weshalb auch mein Koffer sowohl bei der Hin- als auch bei der Rückreise zur Hälfte mit Mitbringsel und Geschenken vollgestopft war.

Andere Gelgenheiten, bei denen Geschenke erwartet werden, ist neben dem Wiedersehen, die Heirat oder die Geburt eines Kindes. Während man bei der Geburt eines Kindes selbst mit Geschenken rechnen kann, muss man wenn man geheiratet hat erstmal schenken… Jedes Kind der Verwandschaft, das man zum ersten Mal nach der Hochzeit sieht, bekommt Geld geschenkt: Es wird jedoch nicht offen überreicht, sondern in einem roten Umschlag – Die Farbe Rot gilt in China als Farbe des Wohlstandes und des Glücks.

Die chinesische Kultur ist, was Geschenke betrifft sehr kleinlich. Einige Geschenke, wie zum Beispiel die Uhr ist kein sehr vorteilhaftes Geschenk für einen Chinesen. Dem Empfänger könnte damit angedeutet werden, dass seine Zeit ablaufe: Das Wort ‘Zhong’ für Uhr kommt auch in ‘SongZhong’ – wenn auch nur der Aussprache nach – vor (was ungefähr soviel bedeutet wie beerdigen). Armbanduhren (die nicht ‘Zhong’ sondern ‘ShouBiao’ heißen) sind also nicht betroffen. (siehe auch Wikipedia)

vom Alt-werden:
Das Alter geniesst in China hohes Ansehen – resultierend aus dem buddhistischen und konfuzianischen Verständnis und daher auch kulturell bzw. geschichtlich bedingt. Auch heute ist das noch (mehr oder minder) der Fall. Auf jeden Fall läßt sich aber beobachten, dass die Älteren mitten im Leben stehen und voll in die Gemeinschaft eingebunden. Nicht selten leben die Eltern bei ihren Kindern, und passen auf ihre Enkelkinder auf.

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