Cookie Consent by Privacy Policies website China-Reise 2008: Resümee: 36 Tage China Jiangying Purucker-Zhang - Chinesisch-Lehrerin in München - Niwota.de / Über mich

Resümee: 36 Tage China

36 Tage China – Für Urlaub zu lang, um das Land richtig kennen zu lernen zu kurz. So lässt sich meine Reise in das Land der Mitte zusammenfassen. Schon nach meinem ersten Hongkong Besuch habe ich mir damals die Frage gestellt, ob ich in dieser Stadt leben oder arbeiten könnte. Ich bin damals zu keiner Antwort gekommen. Und auch jetzt anch über einem Monat muss ich die Frage, ob ich hier leben könnte unbeantwortet lassen. Ich denke schon, wissen tue ich es nicht.
Rein touristisch gesehen war der Trip durchwachsen – trotzdem möchte ich keine Station missen. Beijing war ein grandioser Auftakt: Viel Geschichte, viele Attraktionen und kulinarisch ein Hochgenuss. Shanghai hat wenig zu bieten, außer vielleicht den unterschiedlichen Einflüssen, die sich auch heute noch zeigen. Auch deswegen – wenn auch nicht nur – bin ich froh letztes Jahr nicht nach Shanghai gegangen zu sein. Mein Leben wäre anders verlaufen, und mit Sicherheit nicht besser.
Hangzhou und Suzhou waren auf den ersten Blick enttäuschend, hielten diese “Himmel auf Erden” aller Chinesen doch nicht das, was sie versprachen. Hefei war Alltag – die Möglichkeit schlechthin das normale Leben zu begutachten und hautnah zu erleben. Und Hongkong war schliesslich Stress pur. Als beeindruckendste Station auf der Reise entpuppte sich der Yellow Mountain mit seiner atemberaubenden Naturkulisse. Alles in Allem wohl eine einzigartige Möglichkeit einen kurzen Einblick in Land und Leute zu bekommen und einige Gaps zwischen westlich geprägter Vorstellung und chinesischer Realität zu schliessen. Vor allen Dingen aber toll, um Jiangyings Freunde und Familie kennen zu lernen. Rein persönlich gesehen also das beste Reiseziel das es geben konnte, und ich habe Lust bekommen auf mehr…

Welche Eindrücke habe ich von china erhalten? Es ist immer noch – und gerade jetzt wohl mehr denn je im Hinblick auf Olympia und Expo, ein Land im Aufbruch und im Umbruch. Sowohl die Städte als auch die Menschen zeigen dies. An jeder Ecke befinden sich Baustellen. Grosse Städte wie Hefei oder Hongkong verändern sich fortlaufend: Die Strassen werden breiter, die Häuser höher. Kleine Dörfer dagegen verschwinden einfach. Alte Stadtteile werde dem Erdboden gleich gemacht. Man kann sie dann nur noch als touristische Attraktion, und dementsprechend verzerrt, erleben oder muss ganz auf sie verzichten. Am brutalsten ist mir dies in den Yellow Mountains aufgefallen, wo die ursprünglichen Dörfer einfach nicht mehr existieren. Neue Betonbauten verschandeln die Umgebung und das Leben der Menschen und die Kulisse in der sie leben ist an Tristesse kaum zu überbieten.
Sehr oft wirkt China, oder zumindest vieles was ich davon gesehen habe, wie eine seltsame Mischung aus erste und dritte Welt-Land. Es kommt nur darauf an in welche Ecke oder unter welchen Teppich man schaut.
Auch bei den Menschen zeigt sich dies: Wohlstand auf der einen Seite, bittere Armut auf der anderen. Doch auch eine Mittelschicht gibt es und die ist der in Deutschland gar nicht mal so unähnlich. Auch hier liegt der Fokus und wird die Selbstdefinition bestimmt durch Familie, Arbeit, Auto und Haus. Nur die Vorzeichen sind unterschiedliche. Während die deutsche Mittelschicht schwindet und daher von Abstiegsängsten und der Furcht vor Harz 4 geplagt ist, hat die chinesische Angst davor den Aufstieg zu versäumen.
Ein weiterer Unterschied der Kulturen – historisch, religiös und politisch bedingt, ist die Bedeutung von Jugend und Alter und von (man glaubt es kaum im “kommunistischen” China) – Geld. Der Fokus auf Familie ist enorm. Die Großeltern sind massiv in die Kinderbetreuung, und damit wohl zwangsweise auch Erziehung eingebunden. Das ist in Anbetracht von Erwerbstätigkeit beider Elternteile notwendig und bringt somit für alle Parteien unbestreitbare Vorteile. Es führt aber auch zwangsläufig zu grossem Konfliktpotential. Dieser Einfluss der Grosseltern zeit sich bereits bevor ein Kind überhaupt geboren ist. Gibt es nämlich diesen Kinderwunsch nicht, so wird das als mehr als seltsam erachtet. Im Gegensatz zu Europa ist dieses “Problem” rein theoretischer Natur. Ein recht offensichtlicher Unterschied ist die Freizeit- bzw. Abendgestaltung: Während man sich – gerade in München – zu einem Bier im Biergarten trifft oder ins Kino geht, so geht man in China gemeinsam Essen. Es zahlt immer nur einer und alle Speisen werden geteilt. Jeder bedient sich von all dem was in der Mitte des grossen runden Tisches steht. Daraus resultiert eine Atmosphäre der Geselligkeit – ist aber nicht unbedingt der Figur förderlich.

Persönliches Fazit der Reise in einem Satz: Stressig war’s, aber ich habe viel gesehen und gelernt und will das auf jeden Fall wiederholen.

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